DOKUMENTATION
Den Entstehungsprozess der einzelnen Stilübungen habe ich von Anfang an mit meinem mobilen Aufnahmegerät begleitet - von der Erstbesprechnung bis hin zu den Recording Sessions. Teile der Aufzeichnungen habe ich inzwischen in einer Doku-Serie zum Projekt verarbeitet, von der acht Teile bei Deutschlandfunk Kultur ausgestrahlt wurden. Die Serie war 2019 beim PRIX EUROPA in der Kategorie RADIO MUSIC nominiert. Aus musikrechtlichen Gründen kann die Serie hier nur verlinkt werden. Ein Höreindruck "ohne Fremdmusiken" von ca. 7 Minuten kann aber auch hier angehört werden (Auszüge):
Was ist zu hören?
In der dokumentarischen Fassung kann die Hörerschaft auszugsweise miterleben, wie die Songs entstehen, kann Einblicke in die Eigenheiten des jeweiligen Musikstils gewinnen und etwas über Musikproduktion lernen. Außerdem wird deutlich, welchen Herausforderungen ich mich bei dem Projekt stellen muss. Es klappt natürlich nicht immer alles auf Anhieb. Der Komponist des Reggaes verheddert sich in meinen endlos langen Text-Zeilen. Das klingt so gar nicht nach entspanntem Reggae. Und warum gibt es eigentlich gar keinen Refrain? Ach, vergessen? Soso. Zum Glück sind hier mehrere kreative Köpfe am Werk und so wird am Ende doch noch was draus.Auch der Sänger und Produzent der Death Metal Band Mors Cordis ist schwer zu begeistern von meiner Performance. Klar, eigentlich braucht es für das, was ich hier stimmlich vorhabe, jahrelanges "Brüll"-Trainung, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen. Da nützt es auch nicht viel, wenn ich zwei Wochen lang meine Hausaufgaben gemacht habe und mich im "Growling" und "Shouting" versuche. Trotzdem klingt es am Ende erstaunlich gut - zumindest in meinen ungeschulten Nicht-Metal-Fan-Ohren.
Erkenntnisse und Zweifel
Und so geht es weiter. Mit erhellenden Erkenntnissen. Oder mit Selbstzweifeln, wenn der Indie Pop zu ernst, der Schlager falsch getextet, der Choral schwierig umzusetzen ist. Warum nur habe ich die "Vorgaben" nicht anders gestaltet? Zu viele Details. Zu viele Äußerlichkeiten, die ich unterbringen muss. Und weitere Kritikpunkte: Habe ich genug Interpretationsspielraum gelassen, um wirklich frei texten zu können? Warum habe ich bislang in den Songtexten alle Perspektiven so gestaltet, dass man einen sexuellen Übergriff vermuten muss? Komme ich aus der Nummer wieder raus? Und darf ich das? Ich finde ja. Darum geht es ja in diesem Projekt. Jeden Song neu denken - unter strenger Einhaltung der inhaltlichen Vorgaben.Work in Process
Die nächsten Ideen stehen: Der Blues-Sänger fühlt sich gemobbt und sein Verhalten falsch interpretiert. Die vornehme Dame der Operette will eigentlich nur selbst geliebt werden. Im Kinderlied geht es um einen fröhlichen Kindergeburtstag.
Aber wie klingt das Kinderlied, wenn man es direkt nach einer der Stilübungen hört, in denen die "Vorgaben" eindeutig als Übergriff ausgelegt werden. Das Projekt wartet auf die Fortsetzung... Es bleibt vielschichtig, strittig, kontrovers, und sicher wird es nicht immer angenehm zu hören sein.
All diese Gedanken und Erfahrungen verarbeite ich in der dokumentarischen Aufbereitung, die parallel mit dem Fortschreiten des Projekts weiterwächst.